Volkslieder. Da denkt man sofort an früher. An einfache Zeilen, die zum Mitsingen animieren. Doch per Definition ist ein Volkslied nichts anderes, als ein Lied, dass durch seine weitere Verbreitung möglichst viele soziale Gruppen eines Landes erreicht. Was dem Volkslied aber dennoch anhaftet ist seine Altertümlichkeit; denn in der Regel werden Kultur, Tradition und oral überlieferte Geschichten in einem Volkslied verpackt. Ebenso häufig ist die Verbindung und nahezu Gleichsetzung eines Volksliedes mit Volksmusik. Das aber wiederum muss und ist nicht zwingend der Fall … auch wenn bei den berühmtesten Schweizer Volksliedern, dann doch wieder sehr viele in eben jenem Musikgenre wiederzufinden sind. In der Regel laden alle berühmten Schweizer Volkslieder zum Mitsingen, Schunkeln und Tanzen ein … und zwar Jung und Alt, Männlein wie Weiblein. Dass bei vielen schweizerischen volkstümlichen Liedern auch gejodelt wird, sollte ebenfalls nicht verwundern. So auch bei dem ersten und wohl bekanntesten Lied:
Das Emmentalerlied
Kurz, knackig und typischer für ein schweizerisches Volkslied kann es nicht sein: das Emmentalerlied von Franz Lichti. Ob jodelnd oder den Appenzeller tanzend – bei dem Lied kommt jeder müde Geist und träger Körper in Schwung. Es ist ein sehr fröhliches Lied. Der Ursprung ist nicht mehr bekannt. Muss man auch garnicht wissen. Hauptsache man kann im Rhythmus des Schweizer Dialekts gut schwofen und sich eine gute Zeit machen.
Min Vater isch en Appezeller
Läuft auf einer Feier das Emmentalerlied, so ist „Min Vater sich en Appezeller“ auch nicht mehr weit. Auch in diesem Lied wird viel gejodelt. Es animiert ebenfalls zum Mitsingen, Klatschen, Tanzen und eben Appenzellern. Das schweizerische Volkslied ist eine Ode an den Vater, der mit Schweizer Klischees aufs Korn genommen und doch in den Himmel gelobt wird. Lustig kommen die Textzeilen daher. Die Melodie ebenfalls. Auch in diesem Lied ist der typische Schweizer Dialekt nicht wegzudenken. Ein Klassiker, der immer wieder Künstler findet, die das Volkslied covern, um es so nie aus der Mode kommen zu lassen.
Wo Berge sich erheben
Ein Lied, dass ein jeder Schweizer Bub und ein jedes Schweizer Madel aus der Schulzeit kennt. In Hochdeutsch verfasst, ist es nicht nur ein Lied, durch das man die Region und Besonderheit der Schweiz musikalisch kennenlernt, sondern es formt ebenfalls den Sprachgebrauch. Ein Lied also mit Lerneffekt. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass sich diesem Volkslied auch zahlreiche Interpreten widmen und es wieder und wieder in neuer Form und GEstalt zum Besten geben. „Wo Berge sich erheben“ kann mittlerweile zum klassischen Kulturgut der Schweiz gezählt werden.
Ufde Alpe obe
Wie das Jodeln zur Schweiz gehört, so auch die Alpen und das Wandern. Dass es dazu auch ein volkstümliches Musikstück gibt, wundert daher nicht. Hier wird das freie, herrliche Leben zwischen den Alpenbergen besungen. Die frische Luft, die wunderschöne Natur, der weite Ausblick, der atemraubende Anblick all jener Naturwunder, die sich dem Auge des Betachters zeigen, schaut man nur genau hin, wenn man „ufde Alpe obe“ ist.
Bin i net a schena Hahn
Das schweizerische Volkslied hat es sogar über die Grenzen hinaus geschafft. Denn es wird auch gerne in Süddeutschland, vornehmlich Bayern gesungen. Ein Klassiker, bei dem die Maas aneinander klatschen, man zum Schuhplattlern aufgefordert wird und aus vollem Hals mitsingen möchte. Das Lied bringt einfach gute Laune, lädt zum Lachen, Schmunzeln und Spaß haben ein. Vergnügen wird großgeschrieben, fangen die ersten Klänge von „Bin i net a schena Hahn“ an.
Ich ghöre es Glöggli
Zu einer guten Volksliedersammlung der Schweiz darf auch ein Weihnachtslied nicht fehlen. Auch hier haben die Schweizer ihren ganz eigenen Charme. Aber Stop! Halt! Das Lied wird mittlerweile nicht nur in der Schweiz zur weißen Zeit des Jahres gesungen. Es wurde in zahlreichen Sprachen übersetzt und hat seine Reise um den Globus begonnen. Denn nimmt man die Schweiz als einer der weißesten Weihnachtsländer, das unter Schnee und Glitzerfunken zu eben jener besinnlichen Zeit versinkt, dann wundert es nicht, dass dieser naturelle Charme, sich auch in der Musik des Landes widerspiegelt.
Auch wenn man es vielleicht nicht vermuten mag, so sprechen die Schweizer Volkslieder für sich: hier spricht die Freude und die Lust und die Leidenschaft aus dem Herzen des Alpenvolkes. Ihre Lieder sind freudiger Natur und immer mit einem Augenzwinkern und frohen Gemüts zu hören. Es sind Lieder, die Menschen zum Feiern und es sich gut gehen lassen zusammenbringt. Es sind Volkslieder, die verbinden – Generationen und Geschlechter. Dass das Jodeln, Klatschen und Appenzellern genauso mit dazu gehört, ist natürlich selbstverständlich. Denn auch das ist klassisches Schweizer Kulturgut … und das tut der Seele gut.